Pflanzenschutz in den Niederlanden und Afrika: Wie sieht es eigentlich damit aus?
27. August 2025

Züchter aus aller Welt möchten Blumen und Pflanzen von höchster Qualität liefern. Ohne Beschädigungen, Krankheiten oder Schädlinge. Und mit einer guten Haltbarkeit in der Vase. Um ihre Produkte zu schützen, arbeiten sie mit einem IPM-Plan: Integrated Pest Management (integrierter Pflanzenschutz). Chemische Mittel sind das letzte Mittel und werden nur eingesetzt, wenn es wirklich nicht anders geht. Dennoch gibt es zu diesem Thema noch viele Unklarheiten. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln steht unter genauer Beobachtung. In der gesellschaftlichen Debatte vermischen sich oft Fakten, Mythen und Meinungen. In diesem Artikel erklären wir, wie es derzeit um den (chemischen) Pflanzenschutz in der Europäischen Union und (Teilen von) Afrika steht. Weltweit unternehmen Züchter Schritte, um den Einsatz (noch weiter) zu reduzieren. Sie stellen den Einsatz der umweltschädlichsten Wirkstoffe ein und suchen nach nachhaltigeren Alternativen.
Wann und wie setzen Züchter Pflanzenschutzmittel ein?
Pflanzenschutzmittel werden eingesetzt, um Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen. Landwirte arbeiten nach einem IPM-Plan (Integrated Pest Management, integrierte Schädlingsbekämpfung). Dieser Ansatz beugt Schädlingsbefall vor und bekämpft ihn auf eine weniger belastende und umweltfreundliche Weise. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ist dabei nicht mehr wie früher der erste Schritt, sondern nur noch das letzte Mittel. Auch dadurch ist ein starker Rückgang beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu beobachten (Quelle CBS und MPS). Die Arbeit nach IPM ist eine europäische Verpflichtung. Jeder Züchter, der nach den Anforderungen der FSI zertifiziert ist, arbeitet auch mit IPM. In Kenia (83 %), Äthiopien (88 %) und Europa (77 %) ist die Mehrheit der Züchter nach den Anforderungen der FSI zertifiziert. Damit arbeiten sie auch nach IPM.
Ein IPM-Plan lehrt Züchter, den Lebenszyklus eines Schädlings zu verstehen und sich auf vorbeugende Maßnahmen wie Hygiene und den Einsatz natürlicher Feinde zu konzentrieren. Anschließend können Maßnahmen zur Bekämpfung des Schädlings ergriffen werden. Dieser Prozess umfasst die folgenden vier Schritte:
Prävention: Vorbeugung von Schädlingsbefall.
Überwachung: Regelmäßige Kontrolle der Schädlingspopulationen, um einen Befall zu verhindern.
Bekämpfung: Zuerst biologisch, dann mechanisch (u. a. mit Fallen) und erst dann chemisch.
Bewertung: Der Ansatz wird bewertet und bei Bedarf verbessert.
Was sind weltweit die Grundsätze für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln?
Die Zulassungssysteme für Pflanzenschutzmittel in Europa und Afrika unterscheiden sich voneinander. Der Grundsatz ist jedoch weltweit derselbe: Ein Mittel muss wirksam und für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich sein. Welche Wirkstoffe für eine bestimmte Kulturpflanze erforderlich sind, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören das Klima, Anbausysteme sowie der Krankheits- und Schädlingsdruck. In Afrika gibt es andere Krankheiten und Schädlinge als in Europa. Auch zwischen den Niederlanden und Südeuropa gibt es Unterschiede. Daher entscheidet letztendlich die lokale (nationale) Behörde, welche Pflanzenschutzmittel zugelassen werden. Auch für die Durchsetzung ist die lokale Behörde letztendlich verantwortlich.
Das Umfeld für Pflanzenschutzmittel ist aufgrund der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse einem ständigen Wandel unterworfen. So gleicht die kenianische Regierung derzeit ihre Gesetzgebung für Pflanzenschutzmittel im Gartenbau stärker an die Gesetzgebung in der EU an. Züchter und Royal FloraHolland verfolgen diesen Prozess für den Zierpflanzenbau aufmerksam.
Quelle: CTGB, PCPB und eaa.gov.et
Wie funktioniert das Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel?
Sowohl in der Europäischen Union als auch in Afrika gibt es ein formelles und solides Bewertungsverfahren für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Dabei unterscheidet sich das Zulassungssystem je nach Land oder Region. Das ist logisch, da sich unter anderem das Klima, der Krankheits- und Schädlingsdruck pro Land und Region unterscheiden. Nachstehend erfahren Sie, wie das Zulassungssystem in der Europäischen Union, Kenia und Äthiopien funktioniert.
Europäische Union
Anträge von Herstellern von Wirkstoffen in Pflanzenschutzmitteln werden auf europäischer Ebene von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bewertet. Wenn die Wirkstoffe für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich sind, können sie in einem Mittel für eine bestimmte Anwendung verwendet werden. Die Zulassung und Verwendung wird von jedem Mitgliedstaat der Europäischen Union festgelegt. In den Niederlanden ist dafür das College voor de toelating van gewasbeschermingsmiddelen en biociden (Ctgb) zuständig. Andere europäische Länder haben ähnliche Behörden. Innerhalb der EU wird mit einem sogenannten zonalen Ansatz gearbeitet. Dabei können Länder in ähnlichen Klimazonen zu gemeinsamen Zulassungen gelangen. Darüber hinaus haben die Mitgliedstaaten jederzeit das Recht, zusätzliche nationale Anforderungen zu stellen, beispielsweise aus Gründen des lokalen Umweltschutzes.
Kenia
In Kenia erfolgt die Zulassung durch das Pest Control Products Board (PCPB). Es dürfen nur Mittel verwendet werden, die auf der Zulassungsliste stehen. Die Erzeuger verfügen über Zertifikate aus dem FSI-Basket oder Standards, in denen internationale Zertifizierungssysteme wie KFC, GLOBALG.A.P und MPS enthalten sind. Dies sorgt für Transparenz hinsichtlich der Produktionsweise, die mit der Vorgehensweise in den Niederlanden vergleichbar ist. Unter anderem aufgrund der Zertifizierung und strengerer Kundenanforderungen gibt es eine stärkere Kontrolle der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Jede Verwendung nicht zugelassener Wirkstoffe führt zum sofortigen Entzug des Zertifikats.
Äthiopien
In Äthiopien wird die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln durch die Plant Health Regulatory Directorate (PHRD) geregelt. Diese Behörde ist Teil des äthiopischen Landwirtschaftsministeriums. Auch hier dürfen Züchter nur zugelassene Mittel verwenden. Erzeuger verfügen über Zertifikate aus dem FSI-Basket oder Standards, die internationale Zertifizierungssysteme wie EHPEA, GLOBALG.A.P und MPS umfassen. Supermarktketten aus der EU stellen Anforderungen an den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Außerdem verlangen sie eine Zertifizierung und es gelten Anforderungen für den Export. Jede Verwendung nicht zugelassener Wirkstoffe führt zum sofortigen Entzug des Zertifikats. Diese Anforderungen aus Europa spielen in Äthiopien (und Kenia) eine wichtige Rolle.
Was wurde bereits im Bereich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln im Zierpflanzenbau erreicht?
Pflanzenschutzmittel sind nach wie vor wichtig, um Pflanzen vor Krankheiten oder Schädlingen zu schützen. Der Zierpflanzenbau unternimmt jedoch große Schritte in Richtung einer umweltfreundlicheren Anbaumethode. Dies geht unter anderem aus den folgenden Ergebnissen unter MPS-Teilnehmern hervor (Quelle: MPS):
- Weltweit ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Zierpflanzenbau pro Hektar seit 2015 um 35 % zurückgegangen.
Zahlen zeigen, dass der Einsatz der umweltschädlichsten (chemischen) Pflanzenschutzmittel seit 2015 weltweit um nicht weniger als 78 % zurückgegangen ist. - Niederländische Topfpflanzenzüchter haben den Einsatz der umweltschädlichsten Mittel seit 2015 um 96 % reduziert. Bei Schnittblumen sind es 88 %.
- Keniaische Züchter haben den Einsatz der umweltschädlichsten Mittel seit 2019 um nicht weniger als 58 % reduziert.
- Für äthiopische Züchter gilt seit 2019 ein Rückgang des Einsatzes der umweltschädlichsten Mittel um 56 %.
Eine Reihe von Umweltzertifikaten umfasst standardmäßig eine unabhängige Rückstandsanalyse, bei der überprüft wird, ob die angegebenen Daten mit den Daten aus der Blattanalyse übereinstimmen. Darüber hinaus gibt es Handelsorganisationen, die ebenfalls Analysen der von ihnen gehandelten Produkte durchführen lassen.
Was können wir über die Verringerung der Umweltbelastung sagen?
Weltweit engagieren sich Erzeuger aktiv dafür, ihre Produkte gesund und sicher zu halten und die Umweltbelastung zu verringern. Dabei legen sie großen Wert auf Sicherheit und den Erhalt einer sauberen Umwelt. Dies zeigt sich unter anderem in den rückläufigen Trends beim Einsatz chemischer Mittel. Es stehen verschiedene umweltfreundliche Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, und es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, weitere umweltfreundliche Pflanzenschutzmittel aller Art auf den Markt zu bringen. Nahezu alle Hersteller herkömmlicher Mittel und völlig neue Produzenten setzen sich dafür ein. In der EU wird daran gearbeitet, die Bewertung der vielen umweltfreundlichen Mittel, die sich derzeit noch im Zulassungsverfahren befinden, zu beschleunigen.
Die zunehmende Zusammenarbeit zwischen Ländern aus Europa und Afrika gibt Anlass zur Hoffnung. Die Bewertungen von Pflanzenschutzmitteln werden immer besser aufeinander abgestimmt und die Zulassungssysteme werden zunehmend harmonisiert. Durch transparentere Produktion, Innovation und Zusammenarbeit machen Züchter weltweit Schritte in Richtung einer nachhaltigen Zukunft.
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